Felix Schmidbauer

Kesselschmied. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1908    † 1944

 

Lebenslauf

Felix Schmidbauer wurde am 25.10.1908 in Wien geboren. Er arbeitete als Kessel­schmied. 1938 war er bei der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft tätig.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 7. 1. 1943 wurde Felix Schmidbauer verhaftet und am 14. 2. 1944 gemeinsam mit Florian Binder, Apollonia Binder und Leopold Stipcak (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 26.4.1944 erfolgte seine Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.

Aus dem Urteil

„Der Angeklagte Schmidbauer war bereits vor dem Anschluss als Funktionär und Verbindungsmann der KPÖ tätig und kannte aus dieser Zeit den kommunistischen Funktionär [Anton] Dobiáš. Dobiáš trat etwa im Juni/Juli 1938 wieder an den Angeklagten heran und forderte ihn zur Mitarbeit in der KPÖ auf. (…) Er erfuhr, dass Leopold Müller in den Ostmark-Werken in Wien und der Funktionär Weinfurter in den Brown-Boveri-Werken in der Gudrunstraße in Wien KPÖ-Gruppen aufgezogen hatten.“

Von Anny an Felix Schmiedbauer (Auszug)

"...Nur heute, denk dir, 1. Mai, und es schneit wie im tiefsten Winter, und kalt, ganz verdreht ist schon alles auf der Welt. Jetzt, wo die Bäume blühen und im Garten hab ich auch schon alles angebaut, und jetzt die Kälte dazu. Burschi sendet dir recht liebe Grüße und viele Bussis. Ich muss soeben an unseren letzten Tag denken, wo ich so schwer noch von dir wegging, es war ein Sonntag vor Weihnachten 1942, als du mit mir in L. warst. Wenn ich so daran denke, dass das der letzte Kuss war... da steht mein Herz bald stille. Ich wundere mich selbst, dass man so viel aushält. Was muss noch kommen, dass man zusammenbricht? Bitte, Liebster, sei stark und hoffe noch bis zur letzten Minute, denn ein winziges Leuchten hält einen noch hoch. Es ist so rührend, wie du dir noch Gedanken machst, dass ich mir ein Andenken wählen soll. Natürlich, lieber Felix, und damit du beruhigt bist, für mich möchte ich ein Bild, ich werde mir eines aussuchen, und für Burli möchte ich deinen Siegelring. Ich glaube in deinem Sinne zu handeln. Ist es dir recht so? Den will ich ihm geben, wenn er 21 Jahre ist, recht so? Bitte lass das andere der Mina, denn es ist mir schon jetzt so schwer von solchen Sachen zu reden, klingt es doch schon so Abschied nehmend, wo ich doch solche Hoffnungen mir gemacht habe, mit dir einmal recht glücklich darin zu leben. Oft hab ich so im Traum schon unser behagliches Heim gesehen, ach, ich hätte es dir so schön hergerichtet, und die größte Freude wäre es für mich gewesen, darin dann deine glücklichen Augen zu sehen, die jetzt so tieftraurig blicken, sowie auch meine. Nochmals recht viel Glück und nicht verzagen. Gelt, ich denke in Liebe an dich, dein trauriges Herzerl. Viele Bussis Burschi."

(Anny schrieb den Brief, den seine Schwester wegschickte, vier Tage nach seiner Hinrichtung)

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1528. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 3), Stern-Verlag, Wien
  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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